WO EIN FRANKE SCHMACKHAFT IS(S)T

Eigentlich begann alles mit einem Eiswürfel, mit einem vermaledeiten Eiswürfel. Doch damit nicht genug, denn der erste Eindruck, den Thomas Schäfer bei Irina hinterließ, war noch nicht einmal ein guter. Er bestellte vor Jahren bei ihr an der Theke einen Cocktail, so einen Malibu-Kirsch. Ohne Eis. Was er bekam? Malibu-Kirsch. Mit Eis. Er hat es einmal mitgemacht. Er hat es auch ein zweites Mal durchgehen lassen. Aber irgendwann nach dem dritten Mal fischte er den Eiswürfel eigenfingrig aus dem Glas und warf ihn in Richtung eines Waschbeckens. Und somit in Richtung von Irina. In diesem Moment hatte sie so ihre Meinung von diesem fremden Kerl. Wie gesagt, keine gute. Und dann fand Irina heraus, dass sie und er auf der Plattform Myspace schon lange miteinander befreundet waren, sich ab und an nett schrieben, auf dieselbe Berufsschule gingen und in einem Fach auch dieselbe Lehrerin hatten. Das war 2009. 2025 sind Irina und Thomas längst verheiratet, haben gemeinsame Kinder und ein gemeinsames Projekt: Bistro 21.

Schön ist das Bistro gelegen, nicht weit vom Rathaus entfernt. Wer beispielsweise in die Stadtbücherei geht, der könnte hier an der Farbgasse 2 vorbeikommen. Ein Bäcker befand sich früher mal in diesen Räumen, aber daran erinnert jetzt nichts mehr, denn entlang der Wände und kurz unterhalb der Decke verläuft ein Hauch von Dschungel. Ein Amurtiger blickt von einer Wand und an einer anderen steht unter einem Blätterkranz „Lieblingsplatz“ zu lesen. Die Lamperie verströmt warmes Licht, manch Mobiliar sogar einen „shabby Chic“ und dann sind da noch die Pflanzen, all diese Pflanzen. Nicht alle sind echt, aber alle sind echt originell. Aber warum heißt dieser 90 qm große Ort Bistro 21 und was versteht man hier eigentlich unter einem „Franken“?

Bistro? Bystro? Bystro, bistro?

Irina Schäfer schmunzelt. Von der Geschichte mit dem Eiswürfel hat sie schon erzählt, von der gewellten Theke hingegen noch nicht. Eigentlich versuchte ihr Mann Thomas vor Zeiten an ihr einen geraden Schnitt hinzubekommen, doch dann entwickelte die Handkreissäge „ein Eigenleben“ und was dabei herauskam, sieht auch gut aus. Besser sogar. Dann kommt Irina auf ihre Wurzeln zu sprechen und die liegen auch bei Wolgograd. Doch was ihr Mann dann erzählt, lässt staunen.

So gibt es zu dem französischen Wort Bistro auch die Erklärung, wonach es aus dem Russischen entlehnt sei. Bystro ist das russische Wort für „schnell“ und soll im Zuge der Befreiungskriege gegen Napoleon nach Paris gelangt sein. Angeblich hätten russische Soldaten dann mit dem Ruf „bystro, bystro“ auf möglichst schnelle Bedienung gedrungen. Und weil Irina an einem 21. Tag eines gewissen Monats Geburtstag hat, lautet die Adresse für den Hort ihrer kulinarischen Erfindungen auf Bistro 21. Doch was Irina klarstellen möchte, hat auch mit dem Namen Bistro zu tun: „Unglücklicherweise verwechseln viele Menschen Bistro mit Imbiss.“ Hier aber wird gesessen und bedient, hier wird der Kulinarik Zeit gewidmet, hier wird an Rezepturen getüftelt. So wie an der vom Franken. Bei ihm handelt es sich um eine Laugen-Brioche mit Käse, Bratwurst, karamellisierten Zwiebeln, Speck, Obazda, Gewürzgurke, Senf und Barbecue-Sauce. Er ist schon so

QUELLE: Stadtmagazin Lichtenfels | Ausgabe 49 | November 2025